73 Gelassenheit durch Verständnis, Einfühlungsvermögen und Mitgefühl

Um gelassener mit deinen Mitmenschen umgehen zu können, sind Einfühlungsvermögen, Mitgefühl und Liebe wichtig. Es geht hier also um liebevolle Gelassenheit, engagierte Gelassenheit – nicht kalte, gefühllose Gelassenheit. Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, gibt dir ein paar Tipps:

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  • Wenn du einen Menschen triffst, grüße ihn mit echtem Gefühl. Wenn ihr wieder auseinander geht, grüße den anderen wiederum.
  • Verbinde dich jeden Tag von ganzem Herzen mit den 3-10 wichtigsten Menschen, am besten morgens – entweder als Teil deiner Meditation, vor deiner Meditation, oder als Meditation. Oder auch einfach so. Im Umgang mit deinem Partner gilt das auch: Bevor ihr euch am Abend viel erzählt, fragt, Aufgaben verteilt, nehmt euch 1 Minute schweigend in den Arm und fühlt euch vom Herzen her. Genauso mit den Kindern: wenn du deine Kinder am Nachmittag/Abend siehst, nimm dir eine Minute, um sie vom Herzen her zu spüren. Gib der Liebe eine Chance.
  • Sieh die Welt aus den Augen eines anderen. Versuche zu verstehen, zu spüren, wie der/die andere „tickt“, also wahrnimmt, denkt, fühlt. Höre die Lebensgeschichte des anderen an. Erzähle deine eigene Lebensgeschichte: Jeder lebt in seiner eigenen Welt – jede Welt ist faszinierend, aber nicht ganz verstehbar.
  • Gehe davon aus, dass jedes Verhalten in einem bestimmten Kontext sinnvoll ist oder war – Ausdruck von legitimen Bedürfnissen ist
  • Lebe mal mit der Arbeitshypothese: Menschen tun alles auch deshalb, um Liebe zu schenken und/oder um Liebe zu bitten. Sie tun es manchmal auf sehr verquere Weise – und manchmal bitten sie um die Liebe von jemandem, der gar nicht mehr in seinem Körper ist (z.B. Vater/Mutter). Es fällt leichter, mit einem Menschen umzugehen, wenn man ihn als liebevoll erlebt, oder eben auch als liebevoll
  • Denke über ein paar „paläoanthropoligische“ Hypothesen nach: Heutiges menschliches Verhalten ist erklärbar aus dem, was in der Steinzeit sinnvoll war: In der Steinzeit waren Angst, Ärger, Neid wichtige Kraftgeber, welche das Überleben des einzelnen gesichert haben. Und es gab eine „Aufgabenteilung“: Dadurch dass es in jedem Stamm mindestens einen hypersensiblen, z.T. fast paranoiden Menschen gab, der jede Gefahr schon von weitem erahnte, konnten manche andere im gleichen Stamm entspannt die Schönheit genießen. Bringe also den „Paranoiden“ Wertschätzung entgegen – sie tragen die Gene in sich, welche das Überleben deiner Vorfahren gesichert haben. Und sie sind auch jetzt wertvoll: Sie warnen vor allen möglichen Gefahren. So haben Optimisten ihren Platz: Sie wagen viel – und erfinden Neues. Und die Pessimisten: Sie warnen vor Gefahren – und sie treffen so wichtige Vorkehrungen zur Gefahrenabwehr. So sind Ordnungsfreaks und Regelfanatiker wichtig – sie helfen, dass die Regeln, unter denen alle leben wollen, eingehalten werden. Und die Rebellen sind wichtig – sonst würde alles starr werden und bei Änderungen in der Umgebung kollabieren – oder Diktatoren hätten leichtes Spiel. Mit diesen – und anderen – Techniken entwickle Liebe, Mitgefühl, Verständnis – und Humor gegenüber anderen und auch dir selbst.
  • Ein guter Ansatz für Wertschätzung anderer ist auch die Dosha-Lehre aus dem Ayurveda: Es ist gut, wenn in jedem Team jedes Dosha vertreten ist: Die Vata Menschen haben die Ideen, die Pitta-Menschen priorisieren und setzen die wichtigen Ideen um, die Kapha Menschen sorgen dafür, dass das Bewährte weiter gemacht wird, es gemütlich-menschlicher zugeht, niemand am Burnout leidet – und dass es langfristig gut weitergeht.

73. Folge des Yoga Vidya Gelassenheits-Podcasts von und mit Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya.   Mitschnitt aus einem Seminar „Gelassenheit entwickeln“ bei Yoga Vidya Bad Meinberg.

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