Dauerhaft glücklich macht uns nur die Erkenntnis, wer wir wirklich sind, die Verwirklichung, „Ich bin das Bewusstsein hinter allem.“ Und das hilft einem auch, an die ganze Sache mit ein bisschen spielerischerem Aspekt heranzugehen und dann ist die Welt mehr eine Übung in „Mensch-ärgere-dich-nicht“. Wir wollen zwar ans Ziel kommen, aber wir hängen nicht dran und wenn wir es erreicht haben, dann kommt die Frage, „What’s next?“ Wir erwarten nicht, dass das Ziel einen dauerhaft glücklich macht. Das ist nämlich manchmal auch ein Problem mit Zielen und da erzähle ich so eine Geschichte von jemandem, den ich kenne, der auch jahrelang Yoga gemacht hat, der hat mir die Geschichte von seinen Eltern erzählt. Sie hatten, seit sie sich kennen gelernt haben, geträumt, dass sie ein Haus bauen. Und sie waren aus sehr einfachen Verhältnissen und sie haben dann erstmal lange gespart. Und dann irgendwann hatten sie das Geld, um das Haus zu beginnen. Sie hatten sogar sich vorgenommen, das Haus nicht auf Kredit zu kaufen, sondern nur das, was sie haben. Jahrelang wurde in der Familie immer wieder darüber gesprochen, wie das Haus aussehen soll und was dort alles sein soll. Und es ist natürlich so gekommen, wie es kommen muss. Das Haus wurde dann fertig, als die Kinder über achtzehn waren und die ganzen Kinderzimmer waren dann irgendwie überflüssig und die Eltern waren dann furchtbar… Bis dahin war ihre Beziehung gut und die Familie war gut, aber danach waren sie todtraurig gewesen. Der Sinn ihres Lebens, ein Haus zu bauen, war erfüllt und jetzt gab es keinen weiteren Sinn. Und es war zum einen klar, dass es unsinnig gewesen war, das Haus so zu bauen, dass es fertig wird, wenn die Kinder aus dem Haus sind und dabei auch an Kinderzimmer zu denken und die Kinder wollten nicht weiter im Haus bleiben und auch nicht mit ihren Enkelkindern einziehen. Und zum anderen, so schön das Haus war, ein schönes Haus zu haben, macht nicht glücklich. Aber die Geschichte hat trotzdem ein Happy End. Nach ein paar Jahren Krise, wo sie sich beide beinahe geschieden hätten, haben sie dann irgendwo zu einer neuen Ebene ihrer Partnerschaft gefunden. Er hat mir nur erzählt, inzwischen sind seine Eltern wieder glücklich, aber vermutlich haben sie das Haus verkauft. Das wäre jetzt erstmal logisch. Aber die Tatsache, dass ihr Wunsch erfüllt war, hat sie dann in jahrelange Krisen gestürzt. Deshalb nehmt niemals an, dass die Erfüllung eines Ziels euch dauerhaft glücklich macht. Dagegen – und jetzt verbinden wir die Ziele mit der Konzentration – Ziele zu haben, konzentriert unseren Geist und konzentriert unser Bestreben und führt auch dazu, dass wir aus dem Befindlichkeitssyndrom herauskommen. Wisst ihr, was Befindlichkeitssyndrom ist? Das ist etwas, in Yogakreisen weit Verbreitetes. Man überlegt ständig, „Wie fühle ich mich?“ Es ist wichtig, das auch zu tun, es gibt andere, die hören nie auf ihre Gefühle und nie auf ihren Körper. Irgendwann mal habe ich so eine Hörsendung gehört und da hat so ein Arzt gesagt, Gesundheit ist, wenn man seinen Körper nicht spürt. Ich bin dort fast vom Fahrrad gefallen, als ich das gehört habe. Ich lade mir solche Hörsendungen auf so einen kleinen MP3-Player runter und höre die dann beim Fahrradfahren. Das ist zwar nicht ganz die yogische Achtsamkeit, aber…
Natürlich, keine Schmerzen zu spüren, aber eigentlich ist mir erstmal klar geworden, der Durchschnittsmensch spürt seinen Körper nicht, sondern er spürt ihn nur dann, wenn er krank ist. Körper ist grundsätzlich nur eine Quelle von Schmerz, ansonsten ist er besser ruhig. Natürlich, ihr wisst alle als Hatha Yogis, unser Körper ist eine Quelle für alle möglichen angenehmen Gefühle. Energiegefühle, Entspannungsgefühle, Euphoriegefühle, das kann man gar nicht alles ausdrücken, was da so alles geschieht. Aber das kann bei manchen Menschen dazu führen, dass sie dann zu sehr ständig überlegen, „Wie geht es mir? Fühle ich mich jetzt gut? Was will mir das sagen? Und was ist in diesem Gefühl drin?“ und manche versinken dann so ein bisschen in diesem Befindlichkeitssyndrom, wo sie ständig überlegen, wie geht es einem. Als ich in Amerika war, habt mir irgendjemand mal so einen dicken Wälzer geschenkt, „Encyclopaedia of Jewish humor. Enzyklopädie von jüdischem Humor.“ Es gibt eine namens Landsmann, glaube ich, in Deutschland, die hat auch solche herausgegeben. Der jüdische Humor ist ein sehr tiefsinniger gewesen. Und irgendwas war dort, irgendjemand hat sich beschwert – ich kann es nicht zu genau sagen, bei anderen kenne ich es jetzt noch genauer – dass er das und das machen muss und dass es ihm unangenehm ist. Und irgendwie hat dann der andere gesagt, „So, es ist dir unangenehm. Dann machst du es halt, wenn es dir unangenehm ist.“, „So what.“, genau, so ist es dann auf Englisch, „So you do ist and feel uncomfortable.“ Also, das ist auch eine Weise, aber nicht etwas, wie wir immer umgehen. Wenn man immer über seine Gefühle hinüberbrettert, das wäre auch der falsche Weg. Gefühle haben auch einen Sinn, aber wir dürfen auch nicht ins entgegengesetzte Syndrom fallen.
Fortsetzung folgt in einer Woche.
Niederschrift eines Mitschnittes eines Yoga und Meditation Seminar im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg mit Sukadev Bretz zum Thema „Erfolg in Leben und Selbstverwirklichung“
Dieser Blog Eintrag ist natürlich nur als Inspiration gedacht. Um Yoga und insbesondere Raja Yoga richtig zu lernen, ist der Besuch in einer Yogaschule oder in einem Yoga Zentrum am besten geeignet.
Gerade die Yoga Vidya Zentren bieten viel Kurse in Yoga, Meditation, Ayurveda an, sowohl vom standpunkt der Gesundheit aus gesehen als auch für Persönlichkeit und Spiritualität.