Schaue das ganze Leben als Yoga-Übung der Konzentration an. Konzentration ist ein Schritt zur Meditation, wie umgekehrt auch Meditation ein Schritt für die Konzentration im Alltag ist.

Und da ist auch inzwischen die Hirnforschung so weit, dass sie all das unterstützt. Früher hat man gesagt, „Ich will meinen Geist nicht damit belasten.“ und genau das ist unsinnig. Wir belasten keinen Geist mit Faktenwissen. Im Gegenteil, alles, was wir neu lernen, hilft, unser Hirn langfristig denkfähig zu halten. Und so ist es durchaus gut, Neues zu lernen. Wenn also euer Arbeitgeber verlangt, dass ihr in irgendeine neue unsinnige Schulung geht, wo ihr denkt, „Das ist alles nur Blödsinn. Was dort ist, kenne ich längst oder eigentlich müsste man nur das umsetzen, was wir längst schon beschlossen haben. Warum muss man da jetzt noch eine neue Schulung machen?“, dann nehmt es anders und sagt, „Eine neue Gelegenheit, etwas Neues zu lernen, meine geistige Konzentration zu schulen und mein Gedächtnis zu entwickeln.“ Und dann kommt es nicht mehr darauf an, was wir lernen, sondern die Konzentrationsfähigkeit an sich wird trainiert. Und so hat es uns letztlich auch immer der Swami Vishnu beigebracht. Angenommen, wir waren irgendwo nachlässig bei etwas, hat er immer gesagt, „Concentration is the first step to meditation. Konzentration ist der erste Schritt zur Meditation.“ Es gibt ja auch all diese Schriften, die Bhagavad Gita und andere, wo es heißt, nicht haften am Ergebnis, gleichmütig in Erfolg und Misserfolg. Oder im Patanjali, „Sarvam Dukham Vivekinah. Für einen Menschen von Unterscheidungskraft ist alles letztlich Leiden.“, denn alle relative Welt geht irgendwann zu Ende. Die Vorstellung, über das Relative glücklich zu werden, ist nur eine Illusion. Langfristig verlieren wir alles und wir verlassen diese Erde. Und wozu machen wir dann all das, was ihr jetzt hier an diesem Wochenende alles lernt? Wir machen das zur Entwicklung der Konzentrationsfähigkeit des Geistes. Und damit ist es letztlich egal, auf was man sich konzentriert, Hauptsache, man konzentriert sich. Es kommt nicht darauf an, was man lernt, sondern es kommt darauf an, die Lernfähigkeit zu kultivieren. Gerade im Alter, wobei ja noch keiner von euch zu der Kategorie dazugehört, aber einige in Vorbereitungszeit. Früher war man mal ab vierzig alt, heute ist man eher ab achtzig alt. In Bad Meinberg gibt es eine Seniorenuni. Und das ist etwas Gutes, also, nicht träge werden, sondern öfters was Neues lernen. Und damit gilt auch, alles, was im Alltag ist, kann man einfach überlegen, „Wie hilft mir das, meine geistigen Fähigkeiten zu entwickeln?“ Und alles, was die geistigen Fähigkeiten entwickelt, ist irgendwo gut. Und dann können wir es uns auch vornehmen. Manche Menschen haben vielleicht auch irgendeine Arbeit, wo man irgendwelchen Leuten zuhören muss. Vielleicht arbeitet der eine oder andere im Kundendienst und da muss man auch eine Weile einfach zuhören und die Leute erzählen immer wieder das Gleiche. Nuancen entdecken, neugierig sein. Angenommen, es sind fünf Leute, die erzählen immer wieder das Gleiche, kann man sich dort überlegen, was ist heute anders? Ihr kennt ja auch diese zwei Bilder. Es gibt links und rechts und die sehen fast gleich aus, finde die acht Unterschiede. Ich hatte irgendwann mal eine Großmutter und die hat auch öfters das Gleiche erzählt. Ich mochte meine Großmutter, irgendwo, ich konnte ihr nämlich auch immer das Gleiche erzählen und so war es ein guter Austausch dort gewesen. Meine Eltern hatten dazu weder die Zeit, noch die Lust und außerdem hätten sie dann gleich irgendwelche Ratschläge gegeben oder mir erzählt, was ich anders machen soll. Die Großmutter hat einfach nur zugehört, also habe ich ihr auch zugehört. Und ich wollte auch aufmerksam zuhören. Und es war zwar immer das Gleiche, ich habe dann diesen Zwei-Bild-Vergleich gemacht. Ich wollte wissen, was erzählt sie heute anders und war sehr achtsam. „Ah, heute war es dieser Satz, der anders war.“ Und das habe ich dann manchmal meiner Mutter, als sie mich abgeholt hat, erzählt. „Heute hat Oma noch diesen Satz erzählt.“ Also ein bisschen sportliche Herausforderung dazu. Oder auch, nächste Möglichkeit ist, noch ein bisschen tiefer gehen. Wenn ein Mensch spricht, ist vielleicht irgendwas anderes dort hinter. Es ist eine Bitte um Aufmerksamkeit. Er teilt etwas von sich mit, nicht wirklich in den Worten. Oder er will eigentlich Liebe ausdrücken oder er bittet um Liebe. Es ist ein Schrei um Liebe, der da ist. Oder er will einfach helfen. Manche Leute, die sich beschweren, wollen ja helfen, sonst könnten sie auch einfach nichts mehr machen oder einfach das Weite suchen. Wer sich beschwert, will meistens, dass der nächste nicht den Missstand hat. Es ist eine Hilfe. Und so kann man dort zuhören und konzentriert sein. Also, das sind jetzt so ein paar Anregungen. Ihr müsst selbst gucken, in welchem Kontext ihr dort herausfindet, was dabei interessant ist. Also, schaut das ganze Leben als Übung der Konzentration an. Ihr seid anscheinend doch tiefer an der Spiritualität interessiert und verankert und dann haltet den Satz im Kopf, Konzentration ist ein Schritt zur Meditation, wie umgekehrt auch Meditation ein Schritt für die Konzentration im Alltag ist. Und es kommt nicht wirklich darauf an, was wir jetzt im Einzelnen erreichen, denn alles, was wir erreichen, verlieren wir sowieso irgendwann, spätestens wenn wir tot sind, mindestens physisch tot sind. Worauf es dort ankommt, ist die Erfahrung, die wir dabei gemacht haben und die geistigen Fähigkeiten, die wir dabei entwickelt haben. Und dort hilft es auch, öfters zu fragen – da war ja auch in der Vorstellrunde so eine Frage, innen und außen – mit dieser Raja-Yoga-Einstellung geht man davon aus, die Situation, in der man ist, ist genau die richtige, um die richtigen Eigenschaften zu entwickeln, die wir brauchen. Was nicht heißt, dass wir passiv sind, sondern die Situation kann deshalb so miserabel sein, damit wir jetzt lernen, wirklich engagiert was zu tun. Es kann aber auch sein, dass die Situation ist, dass wir mal lernen, Hilfe anzunehmen. Es kann auch sein, dass wir in einer unentschiedenen Situation sind, wo wir, bisher hatten wir vielleicht unser Leben immer im Griff und in der Hand gehabt, wussten immer, worum es geht, Leben ist in Trümmern, nichts von dem, was wir wollten, kann noch umgesetzt werden und jetzt wissen wir gar nichts mehr. Kann sein, dass es notwendig ist, ein paar Monate oder ein Jahr in diesem Zwischenzustand zu verharren und leben zu lernen in diesem Zwischenzustand, das ist jetzt die Aufgabe. Das also als ein paar Anregungen für Konzentration.
Fortsetzung folgt in einer Woche.

Niederschrift eines Mitschnittes eines Yoga und Meditation Seminar bei Yoga Vidya mit Sukadev Bretz zum Thema „Erfolg in Leben und Selbstverwirklichung“

Dieser Blog Eintrag ist natürlich nur als Inspiration gedacht. Um Yoga und insbesondere Raja Yoga richtig zu lernen, ist der Besuch in einer Yogaschule oder in einem Yoga Zentrum am besten geeignet.
Gerade die Yoga Vidya Zentren bieten viel Kurse in Yoga, Meditation, Ayurveda an, sowohl vom standpunkt der Gesundheit aus gesehen als auch für Persönlichkeit und Spiritualität.