Ich kann mich noch erinnern, als Jugendlicher habe ich irgendwann gelesen im Faust, „Zwei Seelen schlummern ach in meiner Brust.“ Da habe ich nur gedacht, „Hat der es gut, nur zwei Seelen.“ Ich hatte sicher erheblich mehr. Und eine Weise, mit diesen verschiedenen umzugehen, ist durchaus auch, jeden anzuerkennen, dass er dort auch eine Berechtigung hat. Manche von euch, die Familie und Kinder haben, kennen so ein modernes pädagogisches Instrument, die Familienkonferenz. Wer es nicht kennt und eine Familie hat und manchmal nicht sicher ist, ob das, was er macht, so gut ist, empfehle ich durchaus, sich damit mal auseinanderzusetzen. Im Grund genommen heißt es, die ganze Familie trifft zusammen und das nennt sich dann irgendwie Konferenz und dann spricht man alles aus, jeder sagt, was ihm wichtig ist, es werden Vereinbarungen getroffen, die dann auch verbindlich sind und sei es die Vereinbarung, „Wir überlegen das mal und nächste Woche entscheiden wir dann.“ Aber jeder, und das Interessante ist, bei der wird sogar, der Fünfjährige darf auch was sagen und natürlich sind sie nicht alle gleichberechtigt. Eine Familie ist keine Demokratie, ansonsten sind die Kinder überfordert. Bei manchen Dingen kann es auch voll demokratisch sein, aber es gibt andere, da wäre das nicht angebracht. Und so ähnlich auch können wir eine Gedankenkonferenz einberufen. Und dann könnte man jetzt auch mal überlegen, „Was steckt alles in mir drin?“ und dann hat man die Angst und sagt, „O.k. Angst, sag mal, was ist dir wichtig?“ Dann sagt diese Angst etwas. Und dann sagt man, „Danke.“ Und dann sagt man, „Zweifel, was meinst du?“ Und dann fragt man, „Gibt es noch jemanden, der sich melden will?“ Und dann, wenn alle etwas gesagt haben, dann dankt man allen und dann kann man eine Entscheidung treffen. Und jetzt werden nicht alle das gleiche Stimmrecht haben, sondern hier ist dann Buddhi, wieder diese Unterscheidungskraft, die sagt dann, „So ist es.“ oder wir geben es weiter an Gott und bitten dort um Führung und vielleicht spüren wir plötzlich, „Aha, das ist das Richtige.“ So ist es also erstmal bei der Angst wichtig, zu erkennen, sie hat eine Funktion, aber bei manchen Menschen ist sie etwas zu stark geworden und vermutlich bei fast allen Menschen gibt es irgendeinen Kontext, wo sie zu stark geworden ist. Also, die meisten der hier Anwesenden werden irgendwo erkennen, „Da habe ich eine Angst, die blockiert mich.“ Die ist nicht überall. Die einen haben überhaupt keine Probleme dort im 7. Stock aus dem Fenster zu gucken. Es gibt andere, für die ist das ein Gräuel. Und andere können von einem Haus zu dem anderen dort an den Dächern entlang laufen, aber wehe sie müssen einen fünfminütigen Vortrag geben oder eine Rede auf einer Familienfeier, da sind die einen Monat vorher blockiert. Und der nächste hat überhaupt keine Probleme dort vor tausend Leuten einen Vortrag zu halten, aber wehe er trifft sich mit jemandem unter vier Augen. Also, so hat jeder irgendetwas und das hilft auch, zu erkennen, sich selbst besser anzunehmen. Irgendwo ist die Angst ein bisschen zu stark geworden und dort ist als erstes, zu lernen, sich zu entspannen und gleichmäßig zu atmen. Und was ist die Anti-Angst-Atmung? Bauchatmung. Also das, was ihr die letzten zwei Tage hoffentlich öfters gehört habt in der Entspannung. Einatmen, Bauch hinaus, ausatmen, Bauch hinein. Einatmen, Bauch hinaus, ausatmen, Bauch hinein. Und das muss man erstmal in Entspannungstechniken lernen oder ihr habt es eben gelernt während der Yogastunden, die Anfänger etwas mehr als die Mittelstufe und Fortgeschrittenen, nehme ich an. In den Mittelstufen- und Fortgeschrittenen-Stunden wird oft angenommen, ihr wisst das schon, bei Anfängerstunden wird dort relativ häufig immer wieder gesagt, „Einatmen, Bauch hinaus, ausatmen, Bauch hinein.“ Manchmal sogar auch, die Hand drauf geben. Und richtig Angst haben und gleichmäßig mit dem Bauch zu atmen, geht gar nicht. Ich hatte ja auch mal Betriebswirtschaft studiert und da habe ich auch in Psychologie einige Fächer besucht und da gab es so einen, der hatte ein Anti-Angst-Training entwickelt und das beruhte darauf, Bauchatmung lernen. Er hat gesagt, empirische Studien haben gezeigt, tiefe Bauchatmung und Angst haben, geht nicht zusammen. Menschen, die wirklich richtig Angst haben, können nicht mit dem Bauch atmen und wer tief mit dem Bauch atmet, kann nicht richtig Angst haben. Also müssen wir es lernen, tief mit dem Bauch zu atmen und Menschen, die Angst haben, müssen dann lernen, schrittweise sich in kleine Situationen hineinzubringen, wo sie Angst haben, und trotzdem mit dem Bauch zu atmen und sie merken, die Angst brauchen sie nicht zu haben. Und der hat dann natürlich ein ganzes System entwickelt. Ich habe damals schon Yoga gemacht und war auch schon Yogalehrer und fand deshalb das interessant, dass das das gleiche Konzept ist, was ich bei der Yogalehrerausbildung gehört hatte und dass der dann auch noch gesagt hatte, das sei empirisch erforscht, gerade vor kurzem hat er dort eine Publikation darüber gemacht, was Yogis seit Jahrtausenden wussten. Das ist zwar inzwischen jetzt auch 25 Jahre her, aber die Studie gilt auch heute noch und auf dieser Studie haben eine ganze Menge von Anti-Angst-Trainings-Verhaltenstherapien heutzutage aufgebaut. Also, entweder Bauchatmung oder eine andere Entspannungstechnik lernen und damit dann in die Konfrontation gehen. Bei ihm war es dann halt so, da machte man Rollenspiele und Videos und stellt es sich vor, wie man in diese Situation kommt und atmet weiter gleichmäßig ein und aus. Yogis sagen auch, dass Angst eigentlich was Positives ist und das hilft auch. Angst führt nämlich dazu, dass man mehr Energie hat, auch ein Grund der Angst. Angenommen, man ist müde. Gehen wir mal davon aus, Vorzeitmensch, Steinzeit. Irgendjemand hat gerade Beeren gesammelt und legt sich hin und plötzlich kommt keine Beere, sondern ein Bär auf ihn zu, und er ist gerade müde. Jetzt angenommen, dieser Mensch hätte keine Angst, dann hätte er seine Gene nicht weitergeben können. Angenommen, der Bär wäre wirklich hungrig gewesen, weil der Mensch ihm alle Beeren weggegessen hat, hat er deshalb den Menschen statt den Beeren gefuttert, vielleicht auch die Beeren gefuttert. Und so also, die angstfreieren Menschen haben sich nicht vermehrt. So hat der Mensch also die Angst entwickelt, die sofort zum Flucht-Kampf-Mechanismus führt – manche haben den Ausdruck schon mal gehört – also, die Angst aktiviert und dann kann der Mensch wegrennen oder kämpfen oder sonst etwas tun. Und dieser Effekt ist auch heute noch da. Wenn wir ein bisschen Lampenfieber und ein bisschen Angst haben, es stimuliert und aktiviert. Das Problem ist, beim Menschen führt das oft dazu, dass er dann blockiert ist und da hilft die tiefe Bauchatmung ganz besonders. Also das nächste Mal, wenn ihr vor irgendetwas Angst habt, eigentlich das allererste wäre, freut euch darüber. Seid dankbar, dass ihr dort ein bisschen Angst habt, denn Angst ist Prana, ist Lebensenergie.
Fortsezung folgt in einer Woche!
Niederschrift eines Mitschnittes eines Yoga und Meditation Seminar bei Yoga Vidya mit Sukadev Bretz zum Thema „Erfolg in Leben und Selbstverwirklichung“
Dieser Blog Eintrag ist natürlich nur als Inspiration gedacht. Um Yoga und insbesondere Raja Yoga richtig zu lernen, ist der Besuch in einer Yogaschule oder in einem Yoga Zentrum am besten geeignet.
Gerade die Yoga Vidya Zentren bieten viel Kurse in Yoga, Meditation, Ayurveda an, sowohl vom standpunkt der Gesundheit aus gesehen als auch für Persönlichkeit und Spiritualität.